Veranstaltungen
TAG DES OFFENEN DENKMALS
Ein Fall für den Denkmalschutz:
"Das Gespensterhaus" - Verfall und Sanierungen denkmalgeschützter Fachwerkhäuser in der Hauptstraße
Führung mit Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek, Museumspädagogin Marianne Bopp und Julian Wirth, Stadtarchiv
am Sonntag, 11. September 2022, 16:00 Uhr
Der Tag des offenen Denkmals soll den Menschen spürbar machen, was für eine große Rolle Denkmale in unserem Leben spielen und wie sie die Gegenwart nachwievor prägen. Es handelt sich um unikale Zeugnisse der jeweiligen Landschaft und Kommune, die exemplarisch für vergangenes und gegenwärtiges soziales, wirtschaftliches und kulturelles Leben stehen. Denkmale prägen den Alltag jedes Menschen wie keine andere Kunstform und machen unsere Dörfer und Städte zu etwas ganz Besonderem und Einzigartigem.
So auch in Kelkheim.
Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek, Museumspädagogin Marianne Bopp und Historiker Julian Wirth vom Stadtarchiv präsentierten ein ebenso bedeutendes wie traurig anmutendes Denkmal in Kelkheims ehemaliger Langgasse: das „Gespensterhaus“ in der Hauptstraße 49.
Der Einladung des Kulturteams folgten zahlreiche Besucherinnen und Besucher. Auch politische Vertreterinnen der Stadt zählten zu den interessierten Geschichts- und Denkmalfreunden.
Nach einigen einleitenden Worten von Kulturreferentin Beate Matuschek, begann Julian Wirth seine Erzählungen mit einigen grundsätzlichen Informationen: dem Aussehen des ehemaligen Dorfes, seiner Ortsbefestigung mit Unter- und Obertor und der „Judenhohl“. Die zahlreichen Fachwerkhäuser stammen zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Eines dieser Häuser sticht dabei besonders heraus: das „Gespensterhaus“, ein ehemaliges sogenanntes Wohn-Scheune-Haus, kann laut Wirth als Kuriosum unserer Stadt bezeichnet werden. Die ärmlich anmutenden Lebensverhältnisse des 18. Jahrhunderts lassen sich an ihm besonders gut nachvollziehen. Das in den 1720er Jahren errichtete Haus wurde vor einigen Jahrzehnten unter Denkmalschutz gestellt. Die Stadt kaufte es 2021. Seitdem gibt es einige sehr konkrete Überlegungen, wie es einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden könnte.
Denn der Zustand, in dem sich dieses herausragende Denkmal befindet, ist katastrophal. Nicht nur von außen, auch von innen konnten sich die Besucherinnen und Besucher davon überzeugen, dass dringender Handlungsbedarf geboten ist.
Im weiteren Verlauf der Führung durch die Hauptstraße, die zu großen Teilen unter Denkmalschutz steht, sprach Museumspädagogin Marianne Bopp vom großen Brand im Jahr 1671. Der Brand bedeutete eine Zäsur in Kelkheims Geschichte. Damals wurde fast das gesamte Dorf vernichtet. Kurfürst Johann Philipp von Schönborn war es zu verdanken, dass das Leid der Menschen zumindest etwas gelindert werden konnte.
Bopp erzählte den Besuchern von der Errichtung der Kapelle von 1891/92, die mit viel Eigenleistung der Kelkheimer Katholiken gelang. Seit 1938, als Kelkheim mit Hornau und Münster vereinigt die Stadtrechte bekam, darf sie sich Stadtkapelle nennen. Auch sprach sie über die ehemaligen Rathäuser und Schulen, die am „Platz ohne Namen“ untergebracht waren.
Bopp, Matuschek und Wirth freuten sich besonders über das Interesse der Besucherinnen und Besucher und die zahlreichen Fragen und Anmerkungen. Der Autor dieser Zeilen bedankt sich hierfür ausdrücklich.
Der herzliche Dank des Verfassers dieses Artikels gilt neben den Besuchern der Führung den Herren Wolfgang Pfankuch und Jürgen Moog vom Museumsverein.
Text: Julian Wirth
Fotos: Wolfgang Pfankuch
Sonntag, 11. September 2022 16:00 Uhr