Möbel des Jahres 2014

Ein Klavier, das von allein spielt

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Der schlichte Korpus aus Nussbaum-Wurzelfurnier mit weißen Kunststoff- und schwarzen Ebenholztasten verlieh dem Raum Wärme, ohne ihn zu dominieren.

Zum Möbel des Jahres 2014 wurde das einzig erhaltene Klavier erkoren, das nachweislich von Georg Kilp VI. stammt. Es entstand um 1920 und wurde ursprünglich als „Selbstspieler“ (selbstspielendes Klavier mit mechanischem Notenrollen-Betrieb) geplant, dann aber als bespielbares Klavier ausgebaut. Das große Gehäuse und die nachträglich geschlossene vordere Öffnung zum Auswechseln der Notenrollen weisen noch darauf hin. Grund für die Planänderung dürfte die Verdrängung durch das Radio und den Schallplattenspieler gewesen sein. Das Klavier stand viele Jahrzehnte nach Georg Kilps Tod im Jahr 1960 unbeachtet in dessen Haus in Kelkheim-Münster. Es befand sich in schlechtem Zustand, als es dem Museum 2012 angeboten wurde. Für die Präsentation als „Möbel des Jahres 2014“ wurde es von dem Klavierbauer Ingmar Pfeffer aus Kelkheim aufwändig gereinigt. Den Holzkorpus hat der Kelkheimer Schreiner Heinz-Jürgen Müller restauriert. Das Instrument ist zurzeit nicht spielbar.

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Firmenzeichen im Gusseisenrahmen mit Mainzer Rad und Monogramm „MLB“ umrahmt von der Inschrift „MÜNSTER IM LIEDERBACHTAL“.

„Münster im Liederbachtal“ – so wurden Klaviere gekennzeichnet, deren Gehäuse aus Kelkheim-Münster stammen.

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Markus Watzlawik stiftete dem Museum Kelkheim die als Pianola bzw. Phonola entworfene Rarität aus dem Hause Georg Kilp VI.

Georg Kilp VI. (1882 – 1960) Schreiner, Klavierbauer und Münsterer Original Georg Kilp VI. wurde 1882 in Münster geboren und wuchs in der Borngasse 17 auf. Sein Vater führte dort einen Kolonialwarenladen. Als Schreiner arbeitete Georg Kilp bei der Möbelschreinerei Gebrüder Wolf in Kelkheim. In seiner eigenen Werkstatt baute und reparierte er Musikinstrumente. Georg Kilp VI. war Heimatdichter, Musiker und Imker. Er sang im Männergesangverein Liederkranz und war Organist in St. Dionysius in Münster. Als „Bienenschorsch“ stellte er Naturheilmittel aus Honig und Kräutern her.

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Georg Kilp VI. (Mitte) mit seinen Brüdern Jakob (links) und Karl (rechts) vor dem Kolonialwarenladen, Borngasse 17, um 1910

Christian Kunz (1911 – 1976) Klaviertechniker und Klavierstimmer Georg Kilp fand in seinem Neffen Christian Kunz einen Nachfolger. Dieser lernte zunächst das Schreinerhandwerk. In Frankfurt machte er zudem eine Ausbildung zum Klaviertechniker. Als selbständiger Klavierbauer reparierte und stimmte Christian Kunz Klaviere, Spinette, Orgeln und Orchestrions. Sein bedeutendster Auftrag war um 1950 die Reparatur des aus Rosenholz und Gold hergestellten Flügels aus dem Besitz des letzten russischen Zaren.

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Christian Kunz, Neffe von Georg Kilp VI. beim Stimmen eines Konzertflügels

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