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Führung zur Sonderausstellung "DEMOKRATIE WEITER DENKEN" (Artikel von Julian Wirth)
Sonntag, 11. Juni 2023, 15:00 Uhr
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Führung durch die

Sonderausstellung Gagern klein ohne Termin

am Sonntag, 11. Juni, 2023, 15:00 Uhr

in der Alten Kirche Hornau, Rotlintallee

mit Stadtarchivar Julian Wirth

Das Vertrauen in Deutschlands Demokratie sinkt. Die Bürgerinnen und Bürger haben Zweifel, ob unsere Staatsform den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft gewachsen ist. Errungenschaften der Demokratie wie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit werden nicht mehr als das wahrgenommen, was sie sind: Über Jahrhunderter hart erkämpfte Rechte.

Rechte, die erstmals in der Nationalversammlung von 1848 für Deutschland ausformuliert und festgeschrieben wurden.

175 Jahre Revolution und Parlament! In Kelkheim werden die Erinnerungen und die Errungenschaften der ersten Deutschen Abgeordnetenversammlung hochgehalten. Heinrich von Gagern, erster Parlamentspräsident, besuchte seinen Vater Hans Christoph häufig auf dessen Hofgut in Hornau, um zu diskutieren, um zu streiten, um Ideen auszutauschen.

Die Revolution von 1848 ist auch ein Stück Hornauer Geschichte. Die Sonderausstellung „DEMOKRATIE WEITER DENKEN: Die Freiherren von Gagern – Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie“ der Stadt Kelkheim erinnert daran.

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Julian Wirth, Stadtarchivar und Historiker, führte die zahlreichen Besucher durch die Ausstellung. Sie erzähle Verfassungsgeschichte als Familiengeschichte, führte er aus. Die Ereignisse vor und um 1848 seien ohne die Personen nicht zu denken, seien ohne die Freiherren von Gagern nicht zu denken.

Vergegenwärtigen wir uns das aktuelle Weltgeschehen, werden die Gefahren für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung deutlich: China und Russland werden zunehmend autoritärer, in den Vereinigten Staaten stürmte ein Mob das Kapitol, die Regierungen vieler osteuropäischer Länder und auch jüngst Israels rütteln an der Unabhängigkeit ihrer Gerichte. Wirth betonte, dass es dementsprechend umso wichtiger sei, sich der eigenen Werte und Normen zu vergewissern.

Alles begann im Jahr 1789, erklärte Wirth. Damals stellte der Franzose Sieyes eine ebenso einfache wie bahnbrechenden Frage: „Was ist der Dritte Stand?“ Seine revolutionäre Antwort: „Alles.“ Die Privilegien von Klerus und Adel galten nicht mehr. Egalité!

Hans Christoph von Gagern hat diese Zeit während der Herrschaft Napoleons aktiv mitgestaltet. Er hatte einen entscheidenden Anteil an der Gründung Nassaus sowie der Niederlande. Er wohnte der Selbstkrönung des Französischen Kaiser bei.

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Seine Söhne wiederum erkämpften die endgültige Niederlage des Korsen bei Waterloo 1815. Aufstieg und Fall Napoleons – die Gagern waren dabei, so Historiker Wirth.

Nach Waterloo schufen die Fürsten den Deutschen Bund. Ein Gebilde aus fast 40 Staaten und Stadtstaaten, von denen zwei den Rest dominierten: Österreich und Preußen. Hans Christoph hatte daran mitgewirkt, doch seinen Söhnen Heinrich, Friedrich und Max war er verhasst. Wirth erläuterte, dass sie ein Reich, ein Deutschland wollten.

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Im Jahr 1848 tat sich die Chance für ein geeintes Deutschland auf. Eine Revolution entzündete sich in Paris – wo sonst? – und griff auf die Staaten des Deutschen Bundes über. An allen Orten ertönte der Ruf nach Veränderung, nach Reform, nach Revolution! Die Stunde der drei „politischen Brüder“ hatte geschlagen.

Heinrich und Max zogen in das erste Deutsche Parlament ein.

Am Ende scheiterte die Revolution an der verbliebenen Macht der Fürsten, an ihrem Unwillen etwas verändern zu wollen, an ihrem Militär, so Wirth.

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Doch der Historiker betonte auch was blieb: die Idee der Freiheit und der Einheit, des Rechts- und Verfassungsstaates. Sie bilden das Fundament der heutigen Bundesrepublik.

Der herzliche Dank des Verfassers dieses Artikels gilt den überaus interessierten Besuchern seiner Führung. Viele Fragen wurden gestellt, viele Anregungen und Denkimpulse gegeben. Zudem möchte der Verfasser sich ausdrücklich bei Jürgen Moog vom Museumsverein sowie dem Museumsverein bedanken.

Text: Julian Wirth

Fotos: Jürgen Moog

Sonntag, 11. Juni 2023 15:00 Uhr
Ort Alte Kirche Hornau

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