Stadtchronik in Zeitstufen

Die Besucher betreten das Museum über ein als Zeitstufenchronik gestaltetes Treppenhaus.

Von 5000 v. Chr., den frühesten Fundstücken menschlicher Besiedelung auf Kelkheimer Stadtgebiet, führen die Treppenstufen erlebnisreich gestaltet mit Schaukästen, Schautafeln, Bildern und Exponaten bis ins Jahr 1977, als nach den Stadtteilen Münster und Hornau auch die Gemeinden Fischbach, Ruppertshain und Eppenhain zum Kelkheimer Stadtverband hinzukamen.

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Die erste Schautafel befasst sich mit der Zeit um 5000 bis 4900 v. Chr. und weist auf die Bandkeramische Siedlung auf dem „Hühnerberg“ hin.

Die ältesten Spuren des Menschen im Raum Kelkheim stammen nämlich von einer Fundstätte auf der Anhöhe zwischen Kelkheim und Fischbach. Die dort von der Oberfläche geborgenen Gefäßscherben und Feuersteingeräte bezeugen eine Siedlung der jüngeren Bandkeramischen Kultur.

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Unten links auf dem Foto sieht man römische Eisenbarren, die aus dem 2. / 3. Jahrhundert stammen und in 1976 im Stadtwald „Gundelhard“ entdeckt wurden. Es handelt sich um elf vierkantige Doppelspitzbarren, die vermutlich ein Eisenschmied oder ein Händler in einem versteckten Depot gelagert hatte.

Neben den Eisenbarren sieht man auf dem Foto einen frühchristlichen Grabstein aus dem 7. Jahrhundert, den sogenannten „Roteldis-Stein“ von Gimbach. Der Grabstein, der sich heute in der katholischen Pfarrkirche in Fischbach befindet, stand ursprünglich auf dem Kirchhof einer wohl frühchristlichen Taufkapelle beim Gimbacher Hof.

Dem lateinischen Text seiner Inschrift ist ein griechisches Kreuz vorgesetzt. Dieser lautet übersetzt: "In diesem Grab ruht die dem Rodobertus im besten Andenken stehende Roteldis, welche lebte in Frieden 35 Jahre."

Außerdem finden wir auf diesem Treppenabschnitt, der die Zeit bis Ende 1200 n.Chr. abbildet, die Ersterwähnungen von

  • Fischbach und Münster (720 und 802)
  • Hornau (874)
  • Kelkheim (880)
  • Eppenhain (1280 – 1285)
  • Ruppertshain (1291 -1294)

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Der nächste Treppenabschnitt umfasst den Zeitraum von ca. 1300 bis 1600 n.Chr.  

Ein Schaukasten weist auf den 1333 erstmals genannten Ritter Kuno von Hornau hin. Die Ritter wohnten bis zu ihrem Aussterben in 1555 auf dem Hornauer Herrenhof. Sie standen vorwiegend in Diensten der Herren von Eppstein und verwalteten als deren Untervögte die Orte Hornau und Kelkheim.

Ein weiterer Schaukasten informiert darüber, dass in 1540 im Zuge der Reformation alle sechs Orte evangelisch wurden. Bestimmt wurde dies vom jeweiligen Landesherrn. Das war damals Graf Ludwig von Stolberg-Königstein.

Außerdem weist ein Schaukasten auf das älteste Haus Kelkheims (mit Bild) hin. Das Haus in Hornau (Hornauer Str. 134) mit Schmuckfachwerk und geschnitzten Eckpfosten überdauerte die Zeiten. Die Datierung „1568“ am ursprünglichen Bauernhaus findet sich im Brüstungsbrett inmitten der Bauinschrift.

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Dieser Treppenabschnitt widmet sich dem 17. und 18. Jahrhundert.

Die erste Schautafel v.l. weist auf den Dreißigjährigen Krieg (1618 -1648) hin, der von Zerstörung, Tod und Elend geprägt war. Immer wieder wurden Teile der Dörfer zerstört. Münster wird 1631 durch niederhessische und schwedische Truppen fast völlig zerstört. Das Hofgut Retters wird bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Kelkheim hat 1648 nur noch 10 Häuser.

1725 wurde die Martinskirche in Hornau erbaut. Die bis 1952 genutzte kleine Dorfkirche ist heute der älteste erhaltene Kirchenbau in der Stadt Kelkheim.

Der Bau der Pfarrkirche in Fischbach erfolgte 1781. Seit dem Abbruch der Gimbacher Kapelle im Jahr 1830 ist die Pfarrkirche Wallfahrtskirche.

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Der fünfte Treppenabschnitt informiert über die Zeit von 1803 bis 1861 und führt bis in den ersten Stock mit dem Ausstellungsraum des Museums.

Eine Schautafel berichtet vom Erwerb des Hornauer Hofguts durch Hans Christoph Freiherr von Gagern in 1818. Der Diplomat und politische Schriftsteller Hans Christoph Reichsfreiherr von Gagern ( 1766 - 1852 ) zog sich 1818 aus der Politik zurück und erwarb das Hornauer Hofgut. Ab 1822 blieb der Gutshof über drei Jahrzehnte ständiger Wohnsitz der Gagernfamilie. Hier lebte der „Weise von Hornau“ für seine Familie, seine zahlreichen Freunde und seinen gärtnerischen wie literarischen Neigungen.

Eine weitere Schautafel markiert die Anfänge der Kelkheimer Möbelschreinerei um 1860.

Die Arbeits- und Lebensverhältnisse um 1860 waren äußerst bedrückend. Die bäuerliche Bevölkerung arbeitete nebenbei im Kelkheimer Bergbau oder im Heimgewerbe der Leinenweberei, das jedoch nach der Erfindung des mechanischen Webstuhls ihr Ende fand. So stellten einige Handwerker bereits im Nebenerwerb kleinere Möbelstücke her.

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Im sechsten Treppenabschnitt wird auf Ereignisse zwischen 1875 und 1895 hingewiesen.

Einwohnerzahlen 1875

Kelkheim                   734 Einwohner

Fischbach                  633 Einwohner

Münster                      620 Einwohner

Hornau                       574 Einwohner

Ruppertshain             326 Einwohner

Eppenhain                 191 Einwohner

1884/1885 ließ der Engländer Frederik Rodewald zu Feldheim das preußische Domänengut als Schloß Rettershof im Stil eines englischen Landsitzes für seine Tochter Alice und ihren Ehemann Oskar Freiherr von Dieskau erbauen.

Bei dem Bild handelt es sich um älteste Fotografie von Kelkheim (ca. 1885). Die Gruppenaufnahme in der Kelkheimer Hauptstraße entstand aus Anlass einer Erstkommunion.

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Der siebte Treppenabschnitt umfasst die Jahre 1902 bis 1928.

In 1902 erhielt Kelkheim einen Eisenbahnanschluß. Mit der Eröffnung der Kleinbahnstrecke Höchst - Königstein begann der Aufschwung der Gemeinden Münster, Kelkheim, Fischbach und Hornau. Die Bahnverbindung erleichterte den täglichen Arbeitsweg der Stadtpendler. Sie förderte den Taunustourismus und die Entwicklung der Möbelschreinereien.

1909 wurde das Kloster mit der Klosterkirche St. Franziskus eingeweiht.

Die erste Möbelausstellung in Fischbach und Kelkheim fand 1925 statt. Verteilt auf sechs Gasthaussäle wurde die Leistungsfähigkeit der Kelkheimer Möbelschreinereien präsentiert.

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Der achte Treppenabschnitt widmet sich dem Zeitraum von 1935 bis 1950.

1938 wird Kelkheim durch die Eingemeindung von Münster und Hornau zur Stadt. Die neue Stadt hatte am 1. April 1938 5 095 Einwohner. Längst waren die drei Orte baulich zusammengewachsen und wirtschaftlich eng verbunden. Der Zusammenschluss bedeutete den Abschluss einer natürlichen Entwicklung.

Am 30. Januar 1939 schließt die Geheime Staatspolizei das Kelkheimer Kloster. In Kelkheim konnte der Nationalsozialismus wegen des Einflusses der Franziskaner nur langsam Fuß fassen. Deshalb wurde das Kloster durch die Gestapo geschlossen und die Mönche vertrieben.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1945 warfen englische Flieger hunderte Brand- und Sprengbomben und zwei große Luftminen auf Kelkheim herab. Über 40 Wohnhäuser, Schreinerwerkstätten und Scheunen wurden zerstört und über 200 Wohnhäuser beschädigt. 11 Menschenleben waren zu beklagen, neun durch Verschüttung und zwei durch Verletzungen.

Am 19. Juni 1950 erhielt Kelkheim ein Wappen (Siehe oben rechts).  Das amtlich verliehene Wappen der Stadt sollte ihr Zusammenwachsen aus den drei Gemeinden zum Ausdruck bringen und fasste deshalb deren alte Ortszeichen in einem Schild zusammen:

            >          Das Mainzer Rad steht für Münster.

            >          Das Posthorn ist das alte Zeichen von Hornau.

            >          Das Hufeisen ist als Ortszeichen für Kelkheim.

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Im obersten Treppenabschnitt geht es um den Zeitraum von 1952 bis 1977.

Am 22. Juni 1952 weihte Bischof Dr. Wilhelm Kempf die neue St. Martinskirche in Hornau ein. Der Frankfurter Architekt Christoph Rummel schuf diesen Rundbau nach dem Vorbild der Paulskirche in Frankfurt am Main. Heinrich von Gagern war dort 1848 zum Präsidenten der ersten deutschen Nationalversammlung gewählt worden.

In 1974 erhielt die Stadt Kelkheim ein neues Rathaus. Raumnot im alten Rathaus in der Hauptstraße und die Unterbringung der Stadtverwaltung in zusätzlich angemieteten Häusern machten einen Rathausneubau notwendig.

Am 1. Januar 1977 vergrößerte sich Kelkheim, als sich entsprechend dem „Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden“ die Stadt Kelkheim und die Gemeinden Fischbach und Rossert zu einer neuen Stadt mit dem Namen „Kelkheim“ zusammenschlossen. Die Gemeinde Rossert war erst sechs Jahre zuvor aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Eppenhain und Ruppertshain entstanden. Die neue Stadt Kelkheim hatte am Gründungstag insgesamt 21.887 Einwohner.

Die Bürgermeister der Stadt Kelkheim

            >          Wilhelm Stephan                   1945-1966

            >          Dr. Winfried Stephan             1966-1995

            >          Thomas Horn                         1995-2016

            >          Albrecht Kündiger                   ab 2016