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Artikel über den Vortrag "Vom Apfelbaum ins Gerippte" (von Helmut Krause)
Sonntag, 25. Oktober 2020, 16:00 Uhr - 17:00 Uhr
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"Vom Apfelbaum ins Gerippte"

Kabinettausstellung rund um den Apfelwein mit Exponaten aus der Sammlung von Petra und Helmut Krause

im Museum Kelkheim, Frankfurter Straße 21

am 24. ,25. und 31. Oktober sowie am 1. November 2020

jeweils von 15:00 bis 18:00 Uhr

 Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 1

Im Rahmen der Kabinettausstellung konnten interessierte Zuhörer bei einem Vortrag am 25. Oktober vom Referenten Helmut Krause sehr viel Wissenswertes über das heimische Nationalgetränk erfahren.

Hier ist eine Zusammenfassung seiner Vortragsthemen:

Die Geschichte des Apfels in unserer Region begann bereits mit den Römern, die den Apfel mit über die Alpen brachten. Jedoch erst durch Karl den Großen, der bereits um 800 per Verordnung an seinen Höfen Apfelwein herstellen ließ, wurde das Getränk richtig etabliert.

Grundsätzlich wird Apfelwein weltweit überall hergestellt und getrunken, wo Äpfel gedeihen. Natürlich mit anderen Namen. In Frankreich heißt er Cidre, in Spanien Sidra, in England Cider, wobei in Südwestengland europaweit am meisten getrunken wird!

In Hessen werden von ca. 100 gewerblichen Keltereien insgesamt ca. 40 Mio. Liter gekeltert.

Der Konsum von Apfelwein in Deutschland pro Jahr stellt sich folgendermaßen dar:

  • Deutschland: Ø1,5 Liter;
  • Hessen: Ø 13 Liter;
  • Frankfurt: Ø 43 Liter, daher wird Frankfurt auch als die Apfelwein-Hauptstadt bezeichnet!

Hier bei uns in Hessen gibt es aber ein einmaliges Alleinstellungsmerkmal

=> Äpfel von Streuobstwiesen und Apfelwein aus Bembel und Geripptem

Die Äpfel von Streuobstwiesen zeichnen sich durch einen hohen Säuregehalt aus, welche den alten Apfelsorten eigen ist. Hieraus resultiert der etwas herbe, typische Geschmack für den hessischen Apfelwein.

Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 3

Außerdem sind die Streuobstwiesen auf Grund ihrer extensiven Bewirtschaftung Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten, die in den sonstigen Flurlagen vom Aussterben bedroht sind. Somit sind Apfelweintrinker Naturschützer, denn sie unterstützen die regionalen Produkte!

Zudem wurde im August 2020 ein Antrag gestellt, um die Apfelweinkultur in die Bundesliste des „Immateriellen Kulturerbes“ aufzunehmen, wodurch seine Einmaligkeit besonders hervorgehoben wird!

Verbreitungsgebiet

Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 2

Der Vordertaunus und die Wetterau gelten als die wichtigsten Streuobstwiesen-Gebiete Hessens. => 36% aller hessischen Apfelbäume stehen im Main-Taunus-Kreis, dies sind ca. 250.000 Bäume!

Apfelwein ist eingefangener Sonnenschein, also ein reines Naturprodukt und ein Teil unserer regionalen Kultur!

Apfelwein ist gesund und bekömmlich. Er hat vergleichsweise zu Wein und Bier die wenigsten Kalorien. Sein Alkoholgehalt liegt bei ca. 5,5%.

Ebenso gesund ist der Apfel an sich:

Das bekannte, alte walisische Sprichwort von 1866 bringt die Heilkraft des Apfels auf den Punkt: => „An apple a day keeps the doctor away!“

Der Apfel steckt voll Heilkraft und hat sehr viele wichtige Inhaltstoffe für den Menschen. Neben den Vitaminen A, B und C verfügt er über Kalzium, Eisen und Magnesium. Daher bitte „Einen Apfel pro Tag und du brauchst keinen Doktor mehr“ regelmäßig beherzigen!

Erläuterungen zum Bembel und dem Gerippten

Traditionsgemäß wird der Apfelwein in einem dickbauchigen Tonkrug serviert, dem Bembel. Er hat einen Salzüberzug mit blauem Muster und hält den Apfelwein schön kühl.

Getrunken wird er aus dem „Gerippte“, dem typischen Apfelweinglas. Das typische Apfelweinglas im hessischen Raum verdankt seinen Namen dem rautenartigen Muster und den dadurch entstehenden Rippen auf dem Glas. Über die Entstehung des „Gerippten“ kursieren im Wesentlichen zwei Begründungen:

  • Das Rauten-Muster ermöglichte einen guten Griff und Halt des Glases, wenn die Hände vom Essen fettig waren. So lautet eine der beliebten Erklärungen zur Entstehung des Gerippten.
  • Viel plausibler erscheint eine zweite Erklärung. Die Rippen bzw. Rauten im Glas brechen das Licht und erzeugen einen schönen Glanz. Das dadurch entstehende Spiel von Licht und Brechung des besonderen Glasmusters ließ den damals eher trüben Apfelwein klarer beziehungsweise reiner erscheinen, also auch appetitlicher und dadurch dem höherwertig eingeschätzten Wein ähnlicher. Und auch heute noch funkelt und leuchtet der Apfelwein dem Genießer entgegen!

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Durch die einheitliche Glasform und die große Vielfalt der äußeren Dekor-Ausführung, bei gleichzeitigem, direktem Heimatbezug, stellen die Apfelweingläser seit mehr als 30 Jahren ein sehr attraktives Sammel-Hobby für uns dar, was wenn möglich, stets erweitert wird.

Die Kabinettausstellung im Museum Kelkheim

Am Abschluss des Vortrages wurden die Exponate der Sammlung vorgestellt und erklärt. Hierbei handelte es sich, neben den Mustergläsern aus den fünf nachfolgenden Kategorien unserer Sammlung,

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auch um „Bembel“ in verschiedenen Größen, dem „Faulenzer“ (schwenkbares Bembelgestell zum Apfelweinausschank), sowie einer Vielzahl von „Deckelchen“ zur Glasabdeckung im Freien und umfangreiche, einschlägige Literatur zum Thema Apfelwein.

  • Alte Gläser und Raritäten
  • Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 Raritäten
  • Andenken-Gläser
  • Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 Andenkenglläser
  • Gläser von Keltereien
  • Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 Keltereien
  • Gläser von Gastwirtschaften
  • Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 Gastwirtschaften
  • Gläser von Vereinen, Jubiläen und sonstigen Anlässen
  • Apfelweinglasausstellung 25.10.2020 Vereine

Blumen und Apfelsekt als Dank des Museumsvereins für einen interessanten Vortrag, überreicht durch die 2. Vorsitzende Andrea Hillebrecht-Schulte.

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Text: Helmut Krause

Fotos: Jürgen Moog

Sonntag, 25. Oktober 2020 16:00 Uhr